bremer hörkino

Radio-Geschichten live erleben

Hörkino-Archiv 2012

Maike HIldebrandt
Maike HIldebrandt

Mittwoch, 1. Februar 2012

Wenn Geld umsonst ist

Die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen

von Maike Hildebrand

Wirtschaftliches Wachstum garantiert keine Vollbeschäftigung mehr. Kurzarbeit, Zeitverträge und Niedriglöhne werden zur Regel. Die Arbeitswelt ist in einem gewaltigen Wandel und der Sozialstaat stößt an seine Grenzen.
Die Sehnsucht nach einer tiefgreifenden Reform ist stark und die Bewegung für ein bedingungsloses Grundeinkommen wächst. Geld vom Staat für jeden, egal, ob bedürftig oder nicht, bedingungslos? Das Modell einer existenzsichernden Grundversorgung hat prominente Fürsprecher gefunden und wird quer durch die politischen Parteien diskutiert. “Was würden Sie arbeiten, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre?”, fragen die Befürworter gemeinhin provokant. An gesellschaftlich notwendiger Arbeit mangelt es tatsächlich nicht, ob in der Bildung, Betreuung oder Pflege - aber würden wir sie tatsächlich anpacken? Oder uns lieber auf die faule Haut legen, wie es die Gegner behaupten? Und wäre das Grundeinkommen eigentlich zu finanzieren?


irmgard Maenner
irmgard Maenner

Mittwoch, 7. März 2012

Federland

oder: Der Sechzehnkindermann

von Irmgard Maenner

Mein Großvater war Druckereibesitzer und Verleger, er hatte 16 Kinder, 14 von der ersten Frau und zwei von der zweiten. Es ist ihm gelungen, sich aus Armut hochzuarbeiten und zu bilden. Drei Mal in seinem Leben hat er sich eine neue Existenz geschaffen.

Im Mai 1948 hat er Wahlen gewonnen: Er ist erster Bürger der Stadt. Frühaufsteher. Am Morgen des 10. Oktober 1948 steigt er die Holztreppe zum Papierkeller der Druckerei hinab und erhängt sich. Was ist passiert? Zeitzeugen, Archivfunde, Briefwechsel, persönliche Aufzeichnungen erzählen von Liebe in schwierigen Zeiten, politischen Intrigen, Gewalt und der Wandlung von Werten.

Irmgard Maenners Recherche führt ins Innere einer patriarchalisch geführten Familie und in die Nachkriegswirren einer Grenzregion.


Detlef Michelers
Detlef Michelers

Mittwoch, 4. April 2012

Familienbande

von Detlef Michelers

»Libanesische Kurden« in Deutschland: Sie kamen als Bürgerkriegsflüchtlinge in den 80-er Jahren aus dem Libanon und suchten ein besseres Leben in Schweden, Holland und Deutschland. Ihre ursprüngliche Heimat im Dreiländereck Türkei, Syrien und Irak hatten sie in den 40-er Jahren verlassen, um im Libanon, der »Schweiz des Orients«, ihr Glück zu suchen. Marginalisiert, geduldet und ohne berufliche Qualifikation, sicherte die hierarchische Struktur der Großfamilie ihr Überleben.

Vor allem in Berlin, aber auch in Bremen und im Ruhrgebiet finden sich Strukturen organisierter Kriminalität. Familien mit acht Kindern sind keine Seltenheit. Verwaltung, Politik und Polizei setzen auf die junge Generation, in der erste Anzeichen einer Annäherung zwischen den etwa 15.000 bis 20.000 libanesischen Kurden und der deutschen Gesellschaft ablesbar sind.

Detlef Michelers sprach mit Familienmitgliedern, Vertretern der Behörden und Institutionen und durfte an einer Hochzeit teilnehmen.


Regina Leßner
Regina Leßner

Mittwoch, 2. Mai 2012

Erste Garnitur Blau

Männer, Mächte und das Meer

von Regina Leßner

Seefahrt: Vorstellungen von fernen Ländern, weiten Meeren, von Romantik und Abenteuern tollkühner Männer. Doch wie sieht das Leben von Seefahrern tatsächlich aus? Vor allem von Seeleuten in militärischen Einheiten? Von diesem weitgehend unbekannten Seemannsleben erzählen in dem Feature deutsche Marineseefahrer. Sie machen die in sich geschlossene Welt der Seeleute zugänglich. In ernsten und kuriosen Anekdoten wird die Geschichte der Bundes- und der Volksmarine erzählt. Kalter Krieg auf dem Meer, wobei alle auf allen Schiffen – Ost oder West – eigentlich nur Seemann sein wollen.

Einer von ihnen trat 1942 als Offiziersanwärter in Hitlers Kriegsmarine ein und rückte zum Vizeadmiral und Befehlshaber der Flotte auf. Ein anderer wurde Admiral der Volksmarine und zur eigenen Überraschung noch 1989 letzter Verteidigungsminister der DDR und Chef der NVA. Über 70 Jahre spannt sich der Bogen. Bis zum Oberstabsbootsmann, der bis heute zur Besatzung des größten Kriegsschiffs der Deutschen Marine gehört, des Einsatztruppenversorgers Berlin.


Michael Weisfeld
Michael Weisfeld

Mittwoch, 6. Juni 2012

Kleinstadt der Engel

Bürger wehren sich zaghaft gegen Rocker

von Michael Weisfeld

Ein führendes Mitglied der Hells Angels besitzt Bordelle, einen Schönheitssalon, ein Fitnesszentrum, eine Bowlingbahn, eine Sicherheitsfirma. Sein kleines Firmenimperium hat ihn reich gemacht und mit seinem Geld tut er Gutes in Walsrode: Er unterstützt den Weihnachtsmarkt, den Open-Air-Auftritt von Schlagersängern und hilft Vereinen aus der finanziellen Klemme. Er finanziert den Wahlkampf eines Bürgermeisterkandidaten. Stadtrat und Kaufmannschaft respektieren ihn als erfolgreichen Geschäftsmann. Doch er hat nicht nur Freunde in der Stadt.

Manche Bürger fühlen sich von seinen glatzköpfigen Sicherheitsleuten bedroht, ein Klima der Angst herrsche in der Stadt, sagen sie, niemand wage, den Hells Angels und ihren Unterstützern in die Quere zu kommen. Im vergangenen Jahr kam Widerstand auf. Eine Initiative der Grünen im Stadtrat blieb mangels Unterstützung der anderen Fraktionen stecken. Doch dann engagierten sich auch Menschen außerhalb der Gremien.


Gordian Maugg
Gordian Maugg
Alexander Häusser
Alexander Häusser

Mittwoch, 5. September 2012

Du und Ich und Er

Neuneinhalb Jahre mit Alzheimer

Gordian Maugg und Alexander Häusser

“Heute Nacht hatte ich große Angst, weil ich deinen Namen nicht mehr kannte, wenn ich dich rufen wollte”, schreibt Monika Liebe in ihrem Tagebuch. Sie schauen auf ein glückliches Leben zurück: Monika und Sieghart Liebe sind einander seit Jahrzehnten in großer Liebe verbunden. Doch da trifft die beiden ein unvermuteter Schicksalsschlag. Monika ist noch keine Fünfzig, als bei ihr Alzheimer diagnostiziert wird.

Ein langer, quälender Abschied beginnt, den Sieghart mit Hilfe von Fotos und Videofilmen festzuhalten versucht. Die Jahre, die ihm ab jetzt mit Monika bleiben, muss er mit »ihm«, dem Alzheimer, teilen. Die Krankheit ist der Rivale in einem Kampf, bei dem Sieghart unweigerlich unterliegt. Mittwoch,


Julia Schäfer
Julia Schäfer

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Mein Vater und das liebe Vieh

Milchbauern zwischen Tradition und Globalisierung

Julia Schäfer

Die EU gibt rund 50 Milliarden Euro jährlich für die Landwirtschaft aus, doch das Sterben der Höfe geht weiter. Jungen Bauern wird das Prinzip »wachsen oder weichen« schon in der Ausbildung vermittelt. Sie sollen expandieren und investieren, sich am Weltmarkt orientieren. Doch nicht jeder will sich dem Druck von Industrie, Wirtschaft und Politik beugen.

Was unternehmen Landwirte, um ihre Familienbetriebe zu halten? Auch der Vater der Autorin ist Milchbauer. Im Alter von 76 Jahren will er sich aber immer noch nicht von Viehzucht und Stallarbeit trennen. Ratschläge seiner Frau oder Politikerphrasen wie »Gewinnmaximierung « stoßen bei ihm auf taube Ohren. Aber was wird aus dem unrentablen Betrieb ohne Nachfolger? Keines der Kinder will den Hof übernehmen, auch die Autorin nicht.


Michael Lissek
Michael Lissek

Mittwoch, 7. November 2012

Verteidigung des Zölibats

Fragmente zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche

Michael Lissek

Seit dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche wird der Zölibat wieder einmal vehement diskutiert. Der Konsens sagt: Das ehelose und enthaltsame Leben der Priester und Ordensleute trägt Mitschuld an den zahllosen Missbräuchen – würde der Zölibat abgeschafft, komme es zu weniger sexuellen Übergriffen. Mithilfe von Gesprächen mit Bischöfen, Leitern von Priesterseminaren, einem Forensiker und einem Psychologen entwirft Michael Lissek ein anderes Bild und fragt: Was sind das für Männer, die sich dafür entscheiden, zölibatär zu leben? Wovon reden wir, wenn wir von den »schrecklichen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche« sprechen? Welche Zahlen liegen vor?

Und könnte der Zölibat nicht auch ganz anderes gedacht werden: zum Beispiel als religiöse Ekstase-Technik? Eventuell gelangt man zu einer ganz anderen These als der üblichen: Der Zölibat ist ein Weg für diejenigen, die für sich in sexueller Hinsicht kein gesellschaftliches Modell vorfinden – und verhindert vielleicht sogar Missbräuche.


Günter Beyer
Günter Beyer

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Die Sau rausgelassen

oder Das Schwein ist auch nur ein Mensch

Günter Beyer

»Nochmal Schwein gehabt« heißt es, wenn eine riskante Sache noch einmal gut ausgeht. Bedenkenlos vertrauen wir dem Porzellanschwein unser Erspartes an. Aber die Sauereien eines skrupellosen Zeitgenossen empören uns ebenso wie die Ferkeleien eines unappetitlichen Essers. Kein anderes Tier zieht so gegensätzliche Projektionen auf sich wie das Schwein. Während Juden und Moslems es als unrein verachten, preist der hessische Landgasthof seine Schlachtplatte als »saulecker« an.

In China zelebriert man ihm zu Ehren das Jahr des Schweins. Im Schweinsgalopp rast das Tier durch populäre Mythen, durch Literatur, Kunst und Film. Die Zauberin Kirke verwandelt die Gefährten des Odysseus in lächerliche, quiekende Schweine, während in George Orwells antikommunistischer Satire »Animal Farm« das Schwein zum Träger politischer Schreckensvisionen avanciert: Der Eber Napoleon schwingt sich zum schweinischen Diktator auf. Auf der Leinwand wurden Schweinchen Babe, Rudi Rüssel und Miss Piggy zu Medienstars.