bremer hörkino

Radio-Geschichten live erleben

Hörkino-Archiv 2022

Charly Kowalczyk
Charly Kowalczyk

Mittwoch, 2. Februar 2022

Legale Ausbeutung

Doku über Deutschlands unsichtbare Arbeitssklaven aus Osteuropa

Charly Kowalczyk / Radio Bremen / ARD Radiofeature, 2021

Jeder EU-Bürger darf in allen Ländern der Europäischen Union arbeiten, ohne eine Arbeitserlaubnis beantragen zu müssen. Die Arbeitsimmigranten sollen genauso behandelt werden wie die Staatsangehörigen des Aufnahmelandes. Doch die Realität auf dem deutschen Arbeitsmarkt sieht oft anders aus, vor allem für Menschen aus osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten. Bezahlte Vermittlerinnen und Vermittler im Heimatland versprechen ihnen gut bezahlte Jobs in Deutschland. Ohne Sprachkenntnisse machen sie sich auf den Weg. Ihre Rechte kennen sie nicht. Mit Werk- und Leihverträgen ausgestattet, werden sie in Sammelunterkünften untergebracht und müssen dafür überzogene Mieten zahlen. Sie schuften für geringe Löhne in Schlachtbetrieben, in Pflegediensten oder auf dem Bau. Aus dem Traum wird ein Alptraum. Dennoch wollen die meisten in Deutschland bleiben.

Charly Kowalczyk Charly Kowalczyk schreibt Features und Reportagen für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Sein erstes Stück schrieb er vor über 20 Jahren für Radio Bemen, insofern hat es ihn besonders gefreut, nach langer Zeit wieder für den kleinen und feinen Sender an der Weser ein Feature zu schreiben.


Marc Bädorf
Marc Bädorf

Mittwoch, 2. März 2022

Meine Familie und die Flut - Ein Tagebuch

Marc Bädorf / WDR, 2021

Im Juli 2021 überschwemmt ein Jahrhundert-Hochwasser den Westen Deutschlands. Menschen sterben, verlieren ihr Zuhause, ihre wirtschaftliche Existenz – auch die Familie des Autors ist betroffen. Ein Tagebuch über den schwierigen Neubeginn.

Es begann mit Regen, der stärker und stärker wurde, anhielt bis in die Nacht. Als er wieder aufhörte, hatte er Zerstörung unvorstellbaren Ausmaßes hinterlassen. Kleine Bäche waren als reißende, dutzende Meter breite Ströme durch Dörfer und Städte gerast, hatten Keller gefüllt, Häuser mitgerissen, Menschen. Auch Familie, Freunde und Bekannte des Autors, die im Kreis Euskirchen leben, traf das Wasser. Sie mussten aus ihren Wohnkellern ausziehen, ihr Restaurant entrümpeln, eine Kindertagesstätte so schnell wie möglich wieder ans Laufen bringen, das Geschehene verarbeiten, Anträge ausfüllen, ohne Heizung leben, Handwerker suchen, ihre Zukunftsangst bewältigen. Sie mussten neu anfangen. Doch konnten Sie das?

Marc Bädorf, geboren 1994, lebt als freier Autor in Aachen. Hat zunächst Reportagen für GEO, Stern und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung geschrieben. Seit zwei Jahren macht er Radiofeatures für öffentlich-rechtliche Sender, vor allem zu gesellschaftlichen und literarischen Themen.


Michael Weisfeld
Michael Weisfeld

Mittwoch, 6. April 2022

Ein tiefer, dunkler Schatten

Eine Jüdin und die Tochter einer Nazi-Familie im Gespräch

Michael Weisfeld / Radio Bremen, 2021

Zwei Frauen, 59 und 67 Jahre alt, treffen sich regelmäßig und reden über ihre Familien. Hanna ist Jüdin, sie verlor fast alle ihre älteren Verwandten während des Zweiten Weltkrieges. Claudias Eltern, Onkel und Tanten waren überzeugte Nazis. Im Radio-Bremen-Feature von Autor Michael Weisfeld treffen die Nachfahren von Opfern und Tätern aufeinander.

Bei Geburtstagen sangen sie noch in den sechziger Jahren SA-Lieder. Claudia saß auf dem Schoß ihrer Großmutter und sang mit. Als Jugendliche rebellierte sie und lebte jahrelang im Streit mit ihrer Familie – besonders mit ihrem Vater. Die Jüdin Hanna erfuhr unterdessen das Schweigen und die Traumata ihrer Verwandten, die dem Tod entkommen waren, viele mit knapper Not. Seit Jahren demonstriert Claudia gegen Neonazis. Sie engagiert sich in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit gegen rechts, während Hanna für radikale Versöhnung eintritt, was Claudia immer wieder überrascht.

Michael Weisfeld hat schon als kleiner Junge das Radio geliebt. Seit Jahrzehnten ist er nun Reporter. Erst für Zeitungen, jetzt fast nur für die öffentlich-rechtlichen Sender.


Martina Keller
Martina Keller

Mittwoch, 4. Mai 2022

Sterben nach Plan

Doku über den assistierten Suizid

Martina Keller / WDR - ARD Radiofeature, 2022

Die Freiheit, sich zu töten und dafür die Hilfe von Dritten in Anspruch zu nehmen, sei verfassungsrechtlich geschützt, sagt das Bundesverfassungsgericht 2020 in einem historischen Urteil. Anspruch auf Suizidassistenz haben nicht bloß todkranke Menschen, sondern alle, wenn sie nur selbstbestimmt entscheiden. Es spielt also keine Rolle, ob man jung oder alt ist, gesund oder krank oder ob man einfach nur das Leben satt hat.

Fehlende Hilfe könne Menschen den Lebensmut rauben, warnen Kritiker: Vielen Betroffenen mit hohem Unterstützungsbedarf fehle nicht die Möglichkeit, sich selbst zu töten, sondern die Möglichkeit, gut zu leben. Sterbehelfer leisten ihre Dienste bereits in Altenheimen. Politiker planen flächendeckende Beratungsstellen für die Suizidhilfe. Psychiater dagegen beklagen das Fehlen niedrigschwelliger Angebote für die Prävention. Die Verfassungsrichter wollen den Suizid nicht zu einer gesellschaftlichen Normalität werden lassen. Doch lässt sich das verhindern?

Martina Keller ist freie Wissenschaftsjournalistin in Hamburg, arbeitet für Printmedien wie »Zeit« und »Geo« und produziert Hörfunk-Features für die ARD. Ein Schwerpunkt sind investigative Recherchen.


Florian Felix Weyh
Florian Felix Weyh

Mittwoch, 1. Juni 2022

Schiefe Töne

Eine Sanges-Geschichte von Scham und Scheitern

Florian Felix Weyh / Deutschlandfunk, 2018

Gut sprechen kann der Autor und Moderator Florian Felix Weyh. Aber wenn er seine Stimme zum Gesang erhebt, wird es peinlich für ihn und peinigend für andere. Er kann nicht singen und beherrscht die Technik nicht. Was tun? Er hat Panik, dass er sich mit seinen schiefen Tönen bis aufs Mark blamiert und bekommt Herzrasen. Trotzdem will er seit jeher singen. Soll er bis ans Lebensende die Stimmbänder davon lassen und souverän ein sprechender Nichtsänger bleiben? Oder sich wagemutig aufs Feld von Scham und Scheitern begeben?

Gewiss ist er kein Einzelfall, das beweisen »Ich-kann-nicht-Singen«-Chöre in etlichen Städten. Also heißt es Leidensgenossen suchen, Rat und Schulung in Anspruch nehmen und dem Risiko ins Auge blicken, dass er am Ende als komplett amusischer Mensch dasteht.

Florian Felix Weyh schrieb Theaterstücke und Hörspiele, arbeitete als Literaturkritiker, Moderator und Journalist. Seit 2007 unternimmt er radiophone Ausflüge, auf denen er sich selbst verordnet, das gesetzte Thema am eigenen Leibe durchzuexerzieren.

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Jens Schellhass
Jens Schellhass

Mittwoch, 7. September 2022

Herrn Nickels Schuhe

Eine Reise ans Ende des Lebens

Jens Schellhass / Radio Bremen, 2021

Sieben Tage und Nächte hat der Feature-Autor Jens Schellhass in einem Alten- und Pflegeheim verbracht, um hier dem Alter und dem Weg zum Tod auf die Spur zu kommen. Er begegnet Menschen, die gerade ihr Zuhause verlassen haben, die sich mit nachlassender Kraft von Körper und Geist auseinandersetzen müssen, die dem Vergessen ausgesetzt sind. Während seiner Reise ans Ende des Lebens ist Jens Schellhass so vor allem dem Abschied und dem Vergessen in vielfältiger Form begegnet, und einer Haltung, mit der die Menschen ihre schwindenden Kapazitäten und Möglichkeiten tragen.

Das Feature sucht nach dem Glück im Alter, nach der Kraft, die nachlassenden Kräfte zu ertragen, und erzählt anrührende Lebensgeschichten. Eine sinnsuchende und heitere Geschichte gleichermaßen. Die Aufnahmen für diese Sendung sind vor dem ersten Corona-Lockdown im Jahr 2020 entstanden. Das Feature wurde mit dem Deutschen Radiopreis 2021 ausgezeichnet: “Brilliant, authentisch und bewegend” urteilte die Jury.

Jens Schellhass, geboren 1963, lebt als freier Hörfunkautor in Bremen. Für seine Features und Sozialreportagen ist er mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Deutschen Radiopreis und dem DRK-Medienpreis. Seine Produktionen suchen vor allem nach sinnlichen Darstellungsformen von komplexen Inhalten und Hintergründen. Dabei rückt er vor allem die Menschen in den Vordergrund, denen im gesellschaftlichen Miteinander nur eine geringe Aufmerksamkeit zuteil wird.


Kathrin Reikowski
Kathrin Reikowski

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Aufbruchstimmung im Senegal

Was ist dran am neuen Afrika?

Kathrin Reikowski / Bayerischer Rundfunk, 2019

2018 wurde kaum ein Film weltweit so stark diskutiert wie Black Panther. Der Superhelden-Film strahlt schwarzes Selbstbewusstsein aus und zeigt ein fiktives afrikanisches Land, das extrem fortschrittlich ist. Der senegalesische Ökonom Felwine Sarr liest in Europa vor vollen Häusern aus seinem Essay »Afrotopia«. Das Buch stellt unsere Vorurteile gegenüber Afrika auf den Kopf und propagiert die These: Afrika ist nicht der Kontinent der Katastrophen und Probleme. Afrika hat im Gegenteil Lösungen anzubieten, von denen die ganze Welt profitieren kann.

Woher kommt dieses neue afrikanische Selbstbewusstsein? Ist die Aufbruchstimmung auch in Afrika selber zu spüren? Was ist wirklich dran an der Utopie von »Afrotopia«? Um diese Fragen zu beantworten, reist Radiofeature-Autorin Kathrin Reikowski an einen der Hotspots dieser Entwicklungen: die Metropole Dakar im Senegal. Bei ihren Recherchen stellt sie schnell fest, dass viele Vision noch weit von der Realisierung entfernt sind. Aber sie findet sie auch: Die Menschen, die an einem anderen Afrika arbeiten. Ende Februar wird im Senegal ein neuer Präsident gewählt.

Kathrin Reikowski hat Ethnologie studiert und lebt als Hörfunkautorin und freie Journalistin in München. Sie macht Radio für Kinder, arbeitet als (Medien-)Coach und beschäftigt sich derzeit mit sozialen Ungleichheiten, Postkolonialismus und Interkulturellem.


Maike Hildebrand
Maike Hildebrand

Mittwoch, 2. November 2022

Explosives Erbe

Weltkriegsmunition in Nord- und Ostsee

Maike Hildebrand / Westdeutscher Rundfunk / Radio Bremen, 2021

Aus den Augen, aus dem Sinn – nach diesem Motto ließen die Alliierten nach dem 2. Weltkrieg gewaltige Mengen Munition vor den deutschen Küsten versenken. Die Bergung der explosiven und hochgiftigen Altlast drängt – und sie wird teuer. Granaten, Giftgas und Fliegerbomben aus den Arsenalen der Wehrmacht, Material der Alliierten, für das der Rücktransport zu aufwendig schien – dazu See-Minen und Munitionstransporter, die schon vor Kriegsende auf dem Meeresboden landeten.

Lange wurde das Problem klein geredet und verdrängt. Sprach man vor drei Jahrzehnten noch von ein paar zehntausend Tonnen, so gehen Meeresbiologen heute davon aus, dass mehr als eine Million Tonnen versenkter Munition die Küstengewässer von Nord- und Ostsee zunehmend unsicher machen. Nicht nur Fischer, Strandwanderer und Konstrukteure von Offshore-Windparks müssen mit Explosionen von durchgerostetem Kriegsschrott rechnen; oft hat sich der enthaltene Sprengstoff auch chemisch zersetzt und schädigt bereits verschiedene Meerestierarten. Doch schon die Kartierung der Altlasten ist mühsam. Methoden zur sicheren Bergung und umweltschonenden Vernichtung müssen erst noch entwickelt werden.

Maike Hildebrand lebt in Bremen, studierte Sozialwissenschaften, Buchautorin, schreibt seit Jahren Radiofeatures und Wissenschaftssendungen für verschiedene ARD-Sender und für den Deutschlandfunk.


Jessica Braun
Jessica Braun

Mittwoch, 7. Dezember 2022

Ich mach da nicht mehr mit!

Ein Selbstversuch gegen das Altern

Jessica Braun / Deutschlandfunk / Westdeutscher Rundfunk, 2021

Schon lange arbeitet die Wissenschaft daran, die gesunden Lebensjahre des Menschen auszudehnen. Nun scheint sich ein Durchbruch abzuzeichnen. Im Selbstversuch testet die Autorin Jessica Braun die vielversprechendsten der neuen Anti-Aging-Ansätze. Und stößt dabei nicht nur an körperliche, sondern auch an persönliche und sogar ethische Grenzen. Seit die Menschen verstanden haben, dass sie altern, suchen sie auch nach Mitteln dagegen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat es 2018 klassifiziert: »Code MG2A: hohes Alter«. Altern ist damit nicht mehr unabwendbares Schicksal. Es ist eine Krankheit, die Behandlung erfordert.

Jessica Braun startet den Selbstversuch mit einer umfassenden Bestandsaufnahme ihrer Alterserscheinungen und sucht nach den Faktoren, die das Altern ausbremsen können. Eisbäder, Meditation, Krafttraining, Sauerstofftherapie, Nahrungsergänzungsmittel, Fasten, Medikamente – was wirkt, was hat Nebenwirkungen und was ist bloß Geldschneiderei? Macht der Ausstieg Einzelner aus dem Altern die Welt für die Mehrheit nicht nur immer ungerechter?

Jessica Braun, geboren 1975 in Lahr, ist freie Journalistin und Buchautorin. Sie porträtiert Unternehmen, berichtet über Tech- und Gesellschaftsthemen und schreibt über Gesundheitsfragen. Zuletzt erschien ihr Sachbuch, der Spiegel-Bestseller »Atmen«.