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SWR-Reporter Udo Zindel

Di, 13.08.2019

Die Foto-Story zum Feature: Schottlands Inseln und der Klimawandel

Ein Dutzend Menschen und eine Million Seevögel leben auf St. Kilda – der abgelegenen Inselgruppe Schottlands. Sie ist die weltweit am besten erhaltene Kulturlandschaft ihrer Art. Traurig zu wissen, dass die Seevogelbestände wegen des Klimawandels dramatisch zurückgehen. SWR-Reporter Udo Zindel hat sich für sein Feature auf den weiten Weg über den Atlantik gemacht. Das Feature gibt es am 4. September im Hörkino. Vorab geht es hier zu seiner eindrucksvollen Foto-Story.

Bei der rund vierstündigen Überfahrt von der Isle of Skye kommt als erstes Boreray in Sicht, die östlichste der vier Inseln des Archipels. Eine Wolkenschleppe lässt sie wie einen aktiven Vulkan erscheinen. Tatsächlich sind die Inseln und Stacs Saint Kildas die Scherben eines vor Urzeiten explodierten Supervulkans. Am linken Bildrand sind eben noch die Klippen der Hauptinsel Hirta zu erkennen.

Boreray, Stac Lee (ganz links) und Stac an’Armin, der mit 196 Metern höchste Sea Stac Großbritanniens (halblinks). Auf Boreray, das kaum einen Quadratkilometer groß ist, fanden Archäologen eisenzeitliche Hügelbeete und Siedlungsspuren. In den Klippen der Stacs und Borerays jagten die Insulaner – wie auf Hirta, Duín, Soay und anderen Stacs - Seevögel und Seevogeleier.

Der Feather Store dient heute als rustikales Gästehaus für Forscher oder andere Besucher des National Trust for Scotland auf der Hauptinsel Hirta. Früher wurden hier tonnenweise Federn von Basstölpeln, Eissturmvögeln, Trottellummen, Papageitauchern und anderen Arten gelagert, dazu handgewebte Tweed-Ballen aus der Wolle der Soay-Schafe, Amberöl und Seevogeleier. Links des Feather Store ein gut erhaltener Cleit – ein aus Natursteinen gemauerter „Lagerschuppen“, auf der anderen Seite der Bucht die zerklüfteten Felsgrate der Insel Duín.

„The Street“ – das einzige Sträßchen Hirtas, ein kaum drei Meter breiter, grasüberwucherter Weg, an den sich die 16 Cottages der Insulaner reihen, die meisten davon Ruinen. Im Hintergrund Dutzende Cleitan – gemauerte Lagerschuppen. Im Vordergrund Soay-Schafe, eine endemische Spezies, die Siedler der Jungsteinzeit vor etwa 5.000 Jahren auf Hirtas Nachbarinsel Soay gebracht haben müssen.

Village Bay auf Hirta, mit den Resten des alten Dorfes und der Militärbasis im Mittelgrund – und dahinter die Insel Duín. An dem Hang links sind viele verfallende Cleitan zu sehen, in der Talsenke vor dem Dörfchen Viehpferche, auch sie aus Naturstein gemauert. Holz ist auf dem Archipel nirgendwo zu finden – außer es wurde eingeführt.

Ein wildes (aber an den Ohren registriertes) Soay-Schaf auf einem Cleit. Die robusten, intelligenten und absolut schwindelfreien Tiere tragen durch ihre Hufe und das Beweiden der Cleitan zu deren Verfall bei, sie sind sozusagen ein „geologischer Faktor“.

Der Andachtsraum des Kirchleins auf Hirta – mit der Kanzel, von der unter anderem John Mackay, Pastor der strengen Free Church of Scotland, Hölle und Verdammnis predigte. In seinen Jahren auf Hirta, zwischen 1866 und 1889, trieb er den religiösen Eifer der Insulaner in absurder Weise auf die Spitze, was zum Untergang der kleinen Kultur beitrug.

Der Caolas an Duín – der Durchlass zwischen der Hauptinsel Hirta (rechts) und seiner Nachbarinsel Duín (links), abends um halb zehn, kurz nach Sonnenuntergang.

Touristenboote im Schutz von Village Bay bei rauerem Wetter, im Hintergrund Duín.

Das Inselmuseum, in einem mit Originalmaterialien wiederaufgebauten Cottage an „The Street“. Der Hang im Hintergrund ist mit Dutzenden verfallenden Cleitan übersät, die wie Steinhaufen wirken.

Der unüberwindbare Caolas an Duín bei wenig bewegter See. Bei genauem Hinsehen sind auf den Grashängen Duíns, links und in der Bildmitte, Tausende Eissturmvögel und Papageitaucher zu ahnen: winzige, weiße Punkte.

So macht Feature-Arbeit Spaß! Der Reporter mit einem an den Wanderrucksack gebundenen Bambusstab mit Taschentuch - zur Abwehr von Bonxies, Großen Raubmöwen, die im Sturzflug angreifen, wenn man ihren Nestern versehentlich zu nahe kommt. Im Hintergrund rechts die Hänge von Duín und draußen, auf dem offenen Atlantik, Stac Levenish. Leider reichte der borstige Windschutz der Mikrofone bei den Windstärken auf Saint Kilda nicht immer aus

Boreray und die größten der Stacs (Stac Lee und Stac an’Armin) über einen verfallenen Cleit hinweg, auf dem Gipfelgrat des Conachair, des höchsten Hügels Hirtas.

Boreray und die Stacs vom Gipfel des Conachair aus. Wenige Meter hinter dem Cairn brechen die höchsten Klippen Großbritanniens ab, 430 m tief. Hinter dem Dunst, etwa 70 Kilometer entfernt, liegen die Äußeren Hebriden, und noch einmal 80 km weiter das schottische Festland.

Der Nordabbruch des Conachair mit fliegenden Eissturmvögeln. Im Hintergrund die Nachbarinsel Soay, Heimat der nach ihr benannten steinzeitlichen Schafart.

Boreray und die Stacs vom Conachair aus, davor die Bugwelle eines stark motorisierten Touristenbootes. Alle Verflachungen auf dem oft überhängenden Stac Lee sind weiß vom Guano der Basstölpel.

Ein gut erhaltener Cleit mit typischem Grasdach. Weil sie für die ebenso winzige wie einzigartige Kultur Saint Kildas so unverzichtbar waren, werden einige der verfallenden oder beschädigten Cleitan fachgerecht restauriert.

Der Eingang zu The Fairie’s House – einer unterirdischen Vorratskammer aus der Eisenzeit, ca. 2000 Jahre alt, einer der bedeutenderen archäologischen Funde auf Hirta.

Der trutzige Feather Store vom Strand aus aufgenommen.

Gut erhaltene oder restaurierte Cleitan in Dorfnähe. Dahinter die Umfassungsmauer aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die Vieh von den Äckern der Insulaner fern halten sollte.

Village Bay an einem ruhigen Tag. Am rechten Bildrand der Feather Store, links davon die Bordkanone eines britischen Kriegsschiffes, die nach dem deutschen U-Boot-Angriff auf Village Bay am 15. Mai 1918 aufgestellt wurde, davor der gemauerte Eingang zum Munitionsbunker. Das Geschütz feuerte auf Hirta keinen einzigen Schuss.

Die Südflanke des 172 Meter hohen Stac Lee, der zweitgrößten Brutstätte von Basstölpeln weltweit, nach Bass Rock am Ausgang des Firth of Forth vor Edinburgh. Bei genauem Hinsehen erkennt man Hunderte Basstölpel in der Luft, und Zehntausende beim Brüten auf dem grobschlächtigen Monolithen. Auf seinen Felsbändern schlichen sich Vogeljäger Saint Kildas bis zu den flacheren Gipfelschrofen hinauf. Sie töteten in einer Nacht bis zu 1.200 Basstölpel – deren Kadaver ergaben zusammen vier Tonnen Frischfleisch!

Die Nordflanke von Stac Lee, im Hintergrund Hirta (links) und Soay (halblinks). Unvorstellbar, wie die Männer Saint Kildas an dem algenbewachsenen, glitschigen Fuß dieses Stacs mit Booten anlanden und Vogeljäger absetzen konnten. Auch hier lohnt ein näherer Blick auf das Foto: Hunderte Basstölpel umkreisen den Felsen. Ihre hohe Zahl lässt sie wie Staubkörnchen erscheinen.

Historische Bilder


coming off the crags at Boreray


setting off


bringing down the birds


carrying dead birds up a cliff face on Hirta


children


Gillies Family 1890


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