bremer hörkino

Radio-Geschichten live erleben

Hörkino-Archiv 2005

Marc Thörner
Marc Thörner

Mittwoch, 2. Februar 2005

»Wir sind die falschen Feinde.«

Der Alltag der Mission »Iraqi Freedom« – amerikanische Soldaten in Bagdad

Marc Thörner

»Japan ist befreit, Deutschland ist demokratisiert, in der arabischen Welt wird es genauso klappen« – mit diesem Optimismus haben viele GI ihre Mission angetreten. Die Foltervorfälle in Abu Ghraib und der Schiitenaufstand haben das Verhältnis zwischen USSoldaten und Bevölkerung verschlechtert. Falludscha, Nadschaf, Sadr City … bis mitten in die Hauptstadt haben sich Widerstandsnester ausgebreitet, die trotz massiver Militäreinsätze nicht zu kontrollieren sind.
In den US-Basen am Rande Bagdads, hinter mehreren Ringen aus Stacheldraht und Beton, stellen sich die GI zunehmend Fragen nach dem Sinn des Einsatzes. Der Autor spricht mit Kämpfern der Mahdi- Miliz, mit Imamen und Jugendlichen in Sadr City, mit US-Soldaten auf ihren Stützpunkten und begleitet sie auf ihren Patrouillen durch die Problemzonen der Hauptstadt.

Marc Thörner
studierte Geschichte und Islamwissenschaften, lebt als freier Journalist und Hörfunkautor in Hamburg. Veröffentlicht politische Hintergrundberichte über Nordafrika, die Golfstaaten und den Irak.


Eva Schindele
Eva Schindele

Mittwoch, 2. März 2005

Brustbild.

Vom Mythos der Vorsorge

Eva Schindele

Ab 2005 werden in Deutschland Millionen Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren in lokale Mammografiezentren eingeladen. Mit diesem Programm soll die Brustkrebssterblichkeit gesenkt werden. Eine politisch gewollte Strategie, die wissenschaftlich umstritten ist. Darüber jedoch erfahren die Frauen wenig. Der Nutzen wird überbetont, die Risiken der Untersuchung werden heruntergespielt. Bremen startete bereits 2001 mit den Reihenuntersuchungen. Die Sendung beleuchtet, was die Kampagne ausblenden soll: Die Zweifel an der Wirksamkeit und die Sorgen der Frauen, die durch das Screening erst geschürt werden.
»Eva Schindele erzählt in ihrem Feature von der Entzauberung der weiblichen Brust und von ihrer Umwertung zu einem Feind im eigenen Körper«, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Dr. Eva Schindele
lebt in Bremen, schreibt Radio-Feature, arbeitet als Wissenschaftsjournalistin für Hörfunk und Printmedien. Bekannt geworden ist sie durch ihre Sachbücher »Pfusch an der Frau« und »Schwangerschaft – zwischen guter Hoffnung und medizinischem Risiko«. Erhielt den Hörfunkpreis der deutschen Wohlfahrtsverbände und den niedersächsischen Juliane-Barthel- Medienpreis. Sie ist Mitgründerin des Bremer Medienbüros.


Mittwoch, 6. April 2005

Loriot zum 80.

»Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos.«

Peter Moritz Pickshaus und Barbara Entrup

»Ich habe keine Bibel im Hause, aber ich habe die Loriot-Bücher griffbereit.« Ruedi Bettschart

»Er hat den Deutschen gezeigt, dass man tiefsinnig und verwundert lächeln kann. Also, wenn zwei Leute in der Badewanne sitzen, dann kommt man möglicherweise weiter, als wenn man es darauf abstellt, lauter Klagen oder witzige Bonmots zu akzentuieren.« Walter Jens

»Vor ein paar Jahren hat man halb ernsthaft gefragt, ob Vicco von Bülow nicht der ideale Bundespräsident gewesen wäre. Als Nationalpädagoge der Nachkriegsdeutschen hätte er die Ehre wahrlich verdient.« Christoph Stölzl

Barbara Entrup
machte eine Buchhändlerlehre und arbeitete nach dem Studium beim Suhrkamp Verlag. Ausbildung beim Hessischen Rundfunk in der Hörspielabteilung, seit 25 Jahren Redakteurin und Regisseurin in der Feature-Abteilung des SFB - jetzt Rundfunk Berlin-Brandenburg. Diverse nationale und internationale Radio-Preise.


Dr. Kai Schlüter
Dr. Kai Schlüter

Mittwoch, 4. Mai 2005

»Wir sind zum Erfolg verurteilt.«

Der Aufbau der privaten International University Bremen

Jutta Günther und Kai Schlüter

Von Skeptikern belächelt, von Reformern bejubelt nahm die private International University Bremen (IUB) vor vier Jahren den Lehrbetrieb auf, die ersten Studentinnen und Studenten haben ihr Bachelor-Examen abgelegt. Die IUB sucht sich ihre Studenten selbst aus, verpflichtet sie, auf dem Campus zu wohnen, und verlangt hohe Studiengebühren. Die Unterrichtssprache ist Englisch, der Anspruch hoch. Elite-Uni ja oder nein? Das Feature zieht eine Zwischenbilanz. Die Autoren haben mit Studenten und Professoren gesprochen, Lehrveranstaltungen besucht und Kritiker befragt. Sie vergleichen Anspruch und Wirklichkeit, Schein und Sein der IUB: Kann eine angelsächsische Privatuniversität in Deutschland Erfolg haben, funktioniert die Finanzierung aus Spenden und ist die Internationalität das richtige Konzept?

Jutta Günther
lebt in Bremen und arbeitet als Redakteurin und Feature- Autorin im Nordwestradio (Radio Bremen/NDR). Kennt die Universitäten Göttingen, Oldenburg und Newcastleupon- Tyne aus eigener Anschauung. Unterrichtet selbst in der Erwachsenenbildung.

Dr. Kai Schlüter
ist Redakteur des Nordwestradios (Radio Bremen/NDR) und war ARD-Hörfunkkorrespondent in Washington und London. Fünf Jahre als Feature-Redakteur haben seine Leidenschaft für die Radiodokumentation geweckt, der er gelegentlich als Autor frönt.


Mittwoch, 1. Juni 2005

Spuren der Endlichkeit.

Das Alter. Eine anatomische Annäherung an ein unverrückbares Phänomen

Tina Plasil

Sie sind mobiler, agiler, reise- und vor allem kauflustiger denn je: die Alten. Sie werden umworben und es gilt die Parole, man sei ohnehin nur so alt, wie man sich fühlt. Der menschliche Körper aber zeigt sich weitgehend unbeeindruckt von Parolen aller Art. Er tut das, was sein genetisches Programm ihm vorschreibt: Er altert. Und er beginnt früh damit. Die Knochen werden porös, die Muskeln müde, das Gehirn schrumpft. Die Augen werden schwächer, die Hörleistung ebenfalls und selbst die Geschlechtsorgane verändern sich. Dazu all die äußeren Merkmale. Das Haar wird grau, dann weiß, das Haupthaar lichtet sich. Dafür sprießen Haare überall dort, wo man sie weder braucht noch will. Die Haut wird schlaff, faltig und fleckig, das Gewebe wabert. In dieser Dokumentation listet die Biologin Tina Plastil minutiös und genau auf, wie der Körper sich mit der Zeit verändert. Egal, wie jung oder wie alt wir uns dabei fühlen.

Tina Plasil
lebt in Wien. Sie studierte Zoologie und arbeitet als freie Journalistin. Sie forschte über Primaten und arbeitet zur Zeit in einem wissenschaftlichen Projekt zur Meeresökologie.


Mittwoch, 7. September 2005

»Weinen Sie nicht, die gehen nur baden.«

Der Auschwitz-Prozess vor 40 Jahren.

Jochanan Shelliem

Am 8. Mai 1945 brennt ein Gebäude nieder. Der Feuersturm weht Akten auf die Straße. Jahrzehnte später liegen acht Blatt aus diesen Akten vor dem Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer: Es sind akribisch geführte Erschießungslisten der Lagerwachen von Auschwitz. Damit löst Fritz Bauer den größten Strafprozess der Adenauer-Republik aus.
430 Stunden lief in diesem Prozess ein Tonband mit, aus dem Jochanan Shelliem in seinem Feature »Weinen Sie nicht, die gehen nur baden« Ausschnitte dokumentiert. Die bisher unveröffentlichten Aufnahmen sind von einer erschütternden Intensität. Außerdem kommen Zeitzeugen und Prozessbeteiligte zu Wort. Wissenschaftler des Frankfurter Fritz-Bauer-Instituts schätzen die Bedeutung dieses Prozesses für die Geschichte der Bundesrepublik ein und ziehen Bilanz – die Bilanz eines Strafprozesses, der am 20. Dezember 1963 im Frankfurter Stadtparlament begann.

Jochanan Shelliem
geboren in Haifa/Israel. Studierte Pädagogik, Englisch und Geschichte in Frankfurt am Main. Forschungsreisen nach Lateinamerika, seit 1978 ARD Hörfunk-Journalist. Er schreibt über die »Heimat Exil«, über die jüdische Mafia in New York, über Simon Wiesenthal oder Joseph Brodsky, über Kuba, Hongkong und Nahost. Lebt heute in Frankfurt und Offenbach am Main.


Dorothee Schmitz-Köster
Dorothee Schmitz-Köster

Mittwoch, 5. Oktober 2005

Schon hier, aber noch dort

Anna aus Moskau kommt nach Deutschland

Dorothee Schmitz-Köster

Nein, eine Russlanddeutsche ist sie nicht. Anna, 29 Jahre alt, klein, rund und voller Energie, kommt aus Moskau – und sie ist stolz darauf. Im September 2003 ist Anna nach Deutschland gekommen. Ihr Vater ist jüdisch, deshalb hat Anna eine Aufenthaltsgenehmigung. Das Judentum spielt in ihrer Familie keine Rolle – auch, weil man in Moskau besser nicht jüdisch ist.
Anna hat studiert und spricht gut Deutsch. »In Russland habe ich keine Perspektiven«, sagt sie traurig, und: »Ich fühle mich mit Deutschland verbunden.« Einer ihrer Vorfahren, der Cellist und Kom- ponist Wilhelm Fitzenhagen, ist 1870 nach Moskau gegangen, der Karriere wegen – und ist geblieben. Das Feature begleitet Anna, es notiert Zweifel und Hoffnung, den Kleinkrieg mit Behörden. Parallel dazu: die Geschichte ihrer Vorfahren, die nach Moskau gin- gen, dort Erfolg hatten und nach 1917 zum Teil in den Westen zurückkehrten.

Dr. Dorothee Schmitz-Köster
lebt in Bremen und arbeitet als Hörfunk- Journalistin und Buchautorin. Feature und Bücher u. a.: »Liebe Mutter, hier ist es wunderschön. Als deutscher Soldat in Norwegen«; »Lebensborn – lebenslang. Die vergessenen Kinder«. Sie ist Mitglied des Bremer Medienbüros.


Mechthild Müser
Mechthild Müser

Mittwoch, 2. November 2005

Leben, das ist wie das Prickeln von Champagner.

Fanny Stevenson, Muse, Dichtergattin, Vagabundin

Mechthild Müser

»Für mich war sie die einzige Frau auf der Welt, für die ein Mann willig sein Leben hingegeben hätte«, schrieb Ned Field über die Amerikanerin Fanny Stevenson. Er war der letzte Mann in ihrem Leben, 40 Jahre jünger als sie selbst. Fanny Stevenson (1840–1914)gierte nach Intensität, brach mit traditionellen Rollen: als Pionie- rin bei den Goldsuchern oder als Malschülerin an der AkademieJulian in Paris. Sie arbeitete, ernährte ihre Kinder, ihr erster Mann peinigte sie mit Affären.
Dann traf sie ihre große Liebe, den Schriftsteller Robert Louis Stevenson, zehn Jahre jünger als Fanny, den sie viel zu früh verlor. Dabei hatte sie alles getan, um dem Lungenkranken zu helfen, und schuf ihm auf der Südseeinsel Samoa ein Zuhause. Für Stevenson war die leidenschaftliche Fanny Muse und Kritikerin zugleich. Erst an ihrer Seite konnte er Erfolge einheimsen, Fanny begleitete seine berühmten Werke »Schatzinsel« und »Dr. Jekyll und Mr. Hyde«.

Mechthild Müser
Soziologin mit Schwerpunkt Entwicklungspolitik, immer wieder gepackt von Fernweh, Mutter von zwei Töchtern,) seit 20 Jahren Feature-Autorin in der ARD. Buch- Veröffentlichung zuletzt: »FrauenWirtschaft – Juchitán, Mexikos Stadt der Frauen«.


Michael Augustin & Walter Weber
Michael Augustin & Walter Weber

Mittwoch, 7. Dezember 2005

»This is Harry Frohman speaking …«

Die letzten Jahre des Comedian Harmonist Harry Frommermann

Michael Augustin und Walter Weber

Nach der erzwungenen Auösung der »Comedian Harmonists« im Jahre 1935 hat ihr Gründer, der Berliner Harry Frommermann, erfolglos versucht, an seine musikalischen Erfolge anzuknüpfen. 1945 kehrte er als amerikanischer Soldat zurück aus dem Exil, verließ Europa resigniert und versuchte sich in New York in verschiedenen Berufen. Erst 1962 siedelte er endgültig nach Deutschland über und verbrachte die letzten zwölf Jahre seines Lebens in Bremen.
Walter Weber und Michael Augustin haben bislang unbekannte private Tonaufnahmen Harry Frommermanns aufgespürt. Dokumente, die auf anrührende Weise Zeugnis ablegen von seinem letzten vergeblichen Comeback-Versuch: als Protagonist des Ein- Mann Ensembles »Vocal Orchestra«. Erstmals ist Harry Frommermann im Originalton mit seinem Rückblick auf die »Comedian Harmonists« zu hören.

Michael Augustin
geboren in Lübeck, Studium in Dublin und Kiel. Seit 1979 Redakteur bei Radio Bremen. Diverse belletristische Buchveröentlichungen. Friedrich-Hebbel-Preis, Kurt-Magnus-Preis der ARD. 2004 Gastprofessor am Dickinson College, USA.

Walter Weber
geboren in Fulda, Studium in Granada und Bremen. Von 1980 bis 1989 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bremen. Seit 1989 freier Redakteur bei Radio Bremen. Zahlreiche Rundfunkfeature.