Do, 17.01.2013
Hearing Stories –
Geschichten, Gespräche und Gedichte über das Hören.
Ein Buch zum Schmökern – mit überraschenden Stories, heiteren und tiefgründigen Gedichten, mit Interviews über das Musikmachen, ohrenbetäubenden Lärm und das bewusste Hören.
Auf einer Fahrt von Heidelberg nach Bamberg öffnet der Dirigent Wilhelm Furtwängler ein Zugfenster, hält seinen freien Oberkörper in den kalten Fahrtwind und führt damit bewusst seinen Tod durch eine Lungenentzündung herbei. Furtwängler war dabei sein Hochtongehör zu verlieren und wollte nicht dasselbe Schicksal wie Beethoven erleiden. Jodie Foster dagegen präsentiert heute stolz ihren kleinen Mann ihm Ohr. Seit einer Viruserkrankung, die ihr 60 Prozent des Hörvermögens raubte, trägt sie ein Hörgerät. Keith Richards bekennt, dass er nach einer anstrengenden Tournee gern Johann Sebastian Bach hört. Wenn er eine Weile Bach gehört habe, dann denke er manchmal: „Mein Gott! Was hätte aus dem Mann noch werden können, wenn er nur einen besseren Schlagzeuger gehabt hätte!“
Drei von unzähligen Geschichten über den Wert des Hörens und die unterschiedlichsten Vorlieben in der Welt des Klangs, zusammengetragen von den Herausgebern Rainer Hüls und Martin Schaarschmidt. In ihrem Buch „Hearing Stories“ berichten sie über prominente Ohren wie zum Beispiel die von Prinz Charles oder die von Altbundeskanzler Helmut Schmidt: „Sie müssen etwas lauter sprechen. Ich bin zwar erst 83, aber meine Ohren sind 93.“
Die beiden Fachjournalisten, die auch Spezialisten für Hörakustik sind, haben für ihr Buch unter anderem Interviews geführt mit Menschen, die besonders gut oder besonders schlecht hören. Gespickt ist das lesenswerte 390 Seiten starke Buch mit Gedichten von Rilke oder Rückert und mit Fragmenten, wie zum Beispiel diesem: „Der Räuber liegt am Strande, er lauschet den Akkorden. Er ist nicht mehr imstande, `nen Menschen zu ermorden. (Friederike Kempner, 1828-1904)
„Hearing Stories“, Rainer Hüls, Martin Schaarschmidt, Innocentia Verlag.